Hand in Hand fürs Vaterland

Hand in Hand fürs Vaterland

Die gesellschaftlichen Veränderungen und Entwicklungen bezüglich der Interkulturalität spiegeln sich auch in der Bundeswehr, eine der größten staatlichen Institutionen und einer der größten Arbeitsgeber Deutschlands, wider. In der Bundeswehr werden Angaben zur Religionszugehörigkeit nur auf freiwilliger Basis statistisch erfasst, jedoch ist es auch augenscheinlich, dass sich die Gesamtheit der Soldatinnen und Soldaten aus Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen zusammensetzt. Wenn also Generäle versichern, dass die Bundeswehr über mehr interkulturelle Kompetenz verfüge als manch global arbeitender Konzern, dann ist das keine Koketterie. Die Bundeswehr arbeitet ebenso weltweit und braucht geeigneten Nachwuchs für ihre Einsätze und festigt interkulturelle Kompetenzen durch beispielsweise regelmäßige interkulturelle Dialoge, Militärbündnisse oder NATO-Übungen.

Der Staubfeldwedel und Multikulti

Im Rahmen meines Studiums habe ich mich im Modul 5 – Kommunikation und interkulturelle Kooperation intensiver mit diesemThema auseinandergesetzt. Es war schön zu sehen, dass mein Arbeitgeber sehr fortgeschritten ist was diese Thematik angeht. Vor allem war es aber auch schön so sehen, bei genauerer Betrachtung, dass die Ansätze mit Interkulturalität, mit Fremdheit und Fremde, umzugehen, vom Großteil der Soldatinnen und Soldaten gelebt wird. So konnte ich in meinem Arbeitsumfeld keine Diskriminierung auf Grund Herkunft, Religion oder Geschlecht bzw. Sexualität, keine Ausländerfeindlichkeit oder ähnliches feststellen. Im Rahmen ständiger Reflexionen habe ich mir immer wieder vor Augen geführt, wann und in welchem Fall die Bundeswehr nun wieder interkulturelle Kompetenz erwiesen hat und warum dies für die Bundeswehr so enorm wichtig ist, und musste feststellen, dass sie gar vorbildlich diesbezüglich ist: Bund jüdischer Soldaten, Militärrabiner und –Imame, eine zentrale Koordinierungsstelle für interkulturelle Kompetenz am Zentrum für Innere Führung der Bundeswehr, eine Ansprechstelle für Diskriminierung und Gewalt bis hin zur „Charta der Vielfalt“ und dem Diversity-Tag unter dem Motto #FlaggefürVielfalt.

Aber ich weiß auch, dass das Bild, welches sich in meinem direkten Arbeitsumfeld ergeben hat, nicht das der Gesamtheit der Bundeswehr ist. So machten jüngst die KSK negative Schlagzeilen, weil der MAD (Militärischer Abschirmdienst) mehrere rechtsextremistisches Soldaten in ihren Reihen aufgedeckt hat ( https://www.n-tv.de/politik/Neun-KSK-Soldaten-als-rechtsextrem-entlarvt-article21620441.html ). Die Bundeswehr selbst ist eine junge Armee, so weißt sie auch kaum eigene Tradition auf. Es gibt jedoch leider Soldaten und Soldatinnen, die ihre nationalistische oder gar rechtsextremistischen Wertvorstellungen durch das dienen in der Bundeswehr ausleben und somit ihre ganz eigenen Vorstellungen von Tradition transportieren. Dies erkannte auch das Ministerium für Verteidigung und erliess vor einigen Jahren den Traditionserlass der Bundeswehr, was dieses Problem jedoch deutlich nicht behoben hat. Aber diese Maßnahme führte noch zu deutlich mehr Kontroversen innerhalb der Truppe, gehört hier jedoch nicht zum Thema.

Selbstreflexion

Mein persönlich größter Benefit aus diesem Modul des Studiums ist, dass ich jetzt Begreife was in den Menschen vorgeht, die sich diskriminierend verhalten und in Stereotypen denken, nämlich, dass sie so reagieren, weil ihnen die Erfahrung mit diesen Fremden bzw. der fremden Situation fehlt und ihre individuelle Wahrnehmung sie zu diesem Verhalten bewegt. Auch wurde uns in diesem Modul die nötigen Tools an die Hand gegeben, um solchen Verhalten entgegenzuwirken, dies zumindest zu versuchen. Denn, und das bleibt für mich außer Frage, ändern kann man nur jemanden, der sich ändern möchte. Vor allem jedoch kann ich mit dem erlangten Wissen über Wahrnehmung und Stereotypen betroffene in meinem Umfeld helfen, zu verstehen, warum sie von anderen so behandelt werden. Jüngst konnte ich dies tun, indem ich jemanden aus meinem Freundeskreis half, zu verstehen, weshalb der Vater der Person sich auf Grund ihrer Sexualität von ihr distanziert. Seit diesem Modul nehme ich selbst mein Arbeitsumfeld anders wahr, achte beispielsweise bewusst darauf wie man mit Soldatinnen und Soldaten mit Migrationshintergrund umgeht und prüfe beispielsweise Fotos und Artikel auf Diversität. Auch versuche ich mich in die Denkweise von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welche in Stereotypen denken, hineinzuversetzen, zu verstehen weshalb sie so denken.

Im Zusammenhang zu dieser Thematik sollte sich also jeder einmal an seine eigene Nase fassen, und für sich prüfen wo man selbst steht, und wieso man dort steht.

Öffnet euch für Diversity!

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